Teil 2 bei van Luckner/Hooli

Die Nacht nach dem Heiratsantrag war dann auch etwas ganz Besonderes, es war so, als hätte die Tatsache, dass die beiden nun verlobt waren, sie noch enger zusammengeschweißt, obwohl beide davor geschworen hätten, dass dies gar nicht mehr möglich war.

Schneller als gedacht war dann der große Tag da: Ludowika und Harald heirateten. Sie hatten ein großes Fest organisiert und dazu die Menschen eingeladen, mit denen sie diesen Tag teilen wollten.

 

Als Harald seine Braut zum ersten Mal sah, brachte er kein Wort heraus. Sie war wunderschön! Und er war froh und dankbar, sie heute heiraten zu dürfen. Wie lange er sie schon liebte! Und wie schwer es ihm gefallen war, dieses blöde Spiel wegen Gustav spielen zu müssen! Sie hatte ihn gehasst, und er hatte das wegen seines Jobs durchziehen müssen. Er war so froh gewesen, als er ihr endlich die Wahrheit hatte sagen können, ein riesiger Stein war ihm vom Herz gefallen. Und als sie ihm dann gestand, ihn ebenfalls zu lieben, hätte er die ganze Welt umarmen können. Und nun standen sie also hier und würden bald Mann und Frau sein, Herr und Frau van Luckner. Auf den Namen hatten sie sich schnell geeinigt, denn wer wollte schon sein Leben lang mit dem Nachnamen Hooli herumlaufen?

Es war ein schöner Tag und deshalb würde die Hochzeit draußen auf dem großen Balkon stattfinden. Ricarda und Petzi gehörten zu den ersten Gästen.

Die Sonne ging schon bald unter und tauchte alles in ein warmes, rotes Licht. Das war das Zeichen, dass die Zeremonie nun beginnen würde.

"Ich bin so nervös!", flüsterte Ludowika Harald leise ins Ohr. Der lächelte sie daraufhin an und flüsterte zurück:

"Ich auch, aber wir beide schaffen das!". Er küsste sie noch einmal, bevor es dann richtig losging.

Die Gäste schienen noch ein kleines Platzproblem zu haben. Vor allem Petzi fühlte sich sichtlich unwohl, doch man fragte sich, warum er nicht einfach hinaus auf den Balkon kam, um an der Situation was zu verbessern.

Doch Ludowika und Harald bekamen davon gar nichts mehr mit, sie hatten nun wirklich nur noch Augen füreinander. Als Harald ihr den Ring über den Finger streifte, über dem Meer die Sonne versank und die Wellen rauschten, war Ludowika wirklich glücklich, so, wie man sich das immer vorstellte.

Auch Harald bekam unter den Blicken der Gäste seinen Ehering von ihr.

Was ihn ebenfalls sichtlich freute.

Dann folgte der erste Kuss als verheiratetes Paar...

... was einigen Gästen sogar Tränen der Rührung in die Augen trieb.

Nach diesem offiziellen Teil ging es dann ans Feiern. Das Bufett wurde eröffnet, es konnte getanzt und gelacht werden.

 

Warum Petzi allerdings immer noch wie festgewachsen hinter der Tür stand, wusste er wohl selbst nicht genau. Das Brautpaar tanzte dann auch ausgelassen und animierte die anderen dazu, es ihnen gleich zu tun.

Die das natürlich auch gerne machten, wie hier Ricarda.

So wurde fast die ganze Nacht ausgelassen gefeiert, und Ludowika und Harald genossen ihren Hochzeitstag in vollen Zügen.

Sie waren auch nach der Feier nicht zu müde, noch eine leidenschaftliche Hochzeitsnacht zu erleben.

Hm. Hier stand Petzi während der Trauung, nun war hier eine riesige Pfütze. Hatte er soviele Tränen der Rührung vergossen? Oder war da gar ein kleines Malheur passiert, weshalb er sich nicht von der Stelle gerührt hatte? Niemand konnte das mehr sagen.

Nach der Hochzeit ging für Ludowika und Harald schon bald wieder der normale Alltag los, die Flitterwochen mussten auf einen unbestimmten Tag verschoben werden. Aber so schlimm war das nicht, schließlich hatten sie noch viel Zeit, diese nachzuholen.

 

Natürlich wurden beide in ihren Jobs gefordert. Harald hatte genug mit der Verbrechensbekämpfung zu tun, auch wenn man denken konnte, dass das in so einer idyllischen Stadt wie Sommernachtsbucht eigentlich gar nicht nötig war. Und Ludowika arbeitete weiter fleissig an ihrer Karriere als Profisportlerin. Was ihr in den letzten Tagen immer schwerer gefallen war. Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel... das waren Dinge, die viel Kraft kosteten. Als dann auch ihre Tage bereits einige Tage überfällig waren, ließ sie sich voller Hoffnung von ihrer Frauenärztin untersuchen. Die ihr dann bestätigte, was sie schon gedacht hatte!

 

Ludowika war überglücklich, denn für sie und Harald war es klar gewesen, eine Familie zu gründen. Dass es nun so schnell geklappt hatte, war wirklich ein Glücksfall! Nun musste sie nur noch ihrem Mann beibringen, dass er Vater wurde, und weil es schon fast eine Tradition war, ging sie auch für dieses Gespräch mit ihm an ihren Strand.

Sie waren schon eine ganze Weile am Strand entlang gegangen, als Ludowika immer noch überlegte, wie sie Harald am Besten diese gute Nachricht übermitteln sollte. Vielleicht sollte sie doch in ein Babygeschäft gehen, einen süßen Strampler oder Schühchen kaufen, das nett einpacken und ihm dann einfach geben. So müsste sie auch gar nichts sagen, weil das Geschenk mehr als selbsterklärend wäre. Sie hatte sich gedanklich tatsächlich schon umentschieden, auch wenn das ohne Zweifel bedeutete, dass sie in wichtigen Situationen wirklich feige sein konnte. Doch dann fragte Harald plötzlich:

"Warst du eigentlich schon beim Arzt wegen deinen Beschwerden?". Ups, er hatte das natürlich nicht vergessen. Klar, Harald war nun wirklich kein unaufmerksamer Mann, was sie wirklich glücklich schätzen konnte.

"Ähm, ja", sagte sie dann auch etwas überrumpelt. "Heute morgen".

"Und, was ist herausgekommen? Doch nichts Schlimmes?", fragte er und hielt an, um sie anzuschauen. Er musterte sie, so, wie er sie schon damals in der Pool-Disco wegen diesem Vampir gemustert hatte. Ihm entging nichts.

"Nein Schatz, nichts Schlimmes", sagte sie beruhigend und sah, wie sich sein Gesicht entspannte. Wieder fiel ihr ein, wie schön es war, dass jemand auf sie aufpasste, dass jemand da war, der sich um sie sorgte. Dazu noch ein Mann wir Harald.

"Aber?", fragte Harald nach. "Was ist dann los? Irgendwoher muss dein Schwindel und diese Übelkeit ja kommen!", sagte er. Ludowika nickte nur und grinste ihn an. Sekundenlang schaute er sie zuerst noch verständnislos an, doch dann begann auch er zu lächeln.

"Vicky... bist du vielleicht...? Bekommen wir etwa ein...?", stammelte er dann, so als wenn man das nicht ganz aussprechen konnte. Nun grinste auch Ludowika, denn die Freude war ihm jetzt schon anzusehen.

"Ja, du wirst Vater!", sagte sie dann und küsste ihn stürmisch.

Nach dem Kuss sagte Harald:

"Oh, das ist wunderbar! Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass das so schnell geht!"

"Ja, ich finde das auch so unglaublich!", meinte auch Ludowika. Harald versuchte dann, jetzt schon mit seinem Kind in Kontakt zu treten, was Ludowika recht amüsierte.

"Ich möchte dich ja nicht enttäuschen, aber jetzt ist es noch ein klitzekleines bißchen zu früh, etwas zu hören", sagte sie schmunzelnd zu ihm.

"Nein nein, ich und mein Kind haben natürlich jetzt schon einen Draht zueinander", sagte Harald grinsend.

"Alles klar", sagte Ludowika belustigt.

Für Ludowika war es eine Selbstverständlichkeit, schon früh mit der Schwangerschaftsgymnastik zu beginnen. Außerdem machte sie die Übungen auch gerne zu Hause, um fit zu bleiben. Eine Schwangerschaft war schließlich keine Krankheit, sondern ein Zustand.

Harald half Ludowika nun noch mehr im Haushalt, sofern das seine Arbeit zuließ. Auch, als Ludowika schon im Mutterschutz war, denn da hätte sie zwar die Zeit gehabt, aber nicht mehr die Beweglichkeit, alles alleine zu bewältigen.

Ludowika informierte sich auch durch Bücher über die Geburt und die ersten Wochen danach mit Kind. Sie freute sich schon sehr auf dieses Leben.

 

Sie hatte Harald mal gefragt, ob er einen Wunsch bezüglich des Geschlechtes hätte. Da hatte er gesagt:

"Weißt du, wenn ich noch in der Rolle des Kumpels von Gustav Gans stecken würde, also einen Rüpel, Schläger und Hooligan verkörpern müsste, dann hätte ich wahrscheinlich gesagt: Ein Junge muss her, damit aus ihm so ein ganzer Kerl wie ich werden kann. Aber das bin ich ja jetzt glücklicherweise nicht mehr, deshalb kann ich sagen: Es ist mir egal. Wirklich, völlig egal. Ein Mädchen, ein Junge - es ist nur wichtig, dass alles dran ist und das Kind gesund ist, mehr möchte ich nicht".

Es war zwei Tage nach dem errechneten Termin, als Ludowika und Harald in der Bibliothek waren, um sich ein wenig von dem nervenaufreibenden Warten auf das Kind abzulenken.

 

Plötzlich spürte Ludowika ganz deutlich eine Wehe, ein Zustand, in dem sie nicht einmal etwas sagen konnte.

In der darauffolgenden Wehenpause hatte sie sofort Harald informiert und die beiden machten sich dann auch schnell auf den Weg ins Krankenhaus von Sommernachtsbucht.

Ein paar Stunden später war ihre Tochter Melissa geboren, völlig gesund. Harald und Ludwika waren überglücklich und gingen voller Stolz als Familie nach Hause.

Dort wurde das Kinderzimmer, dass sie während der Schwangerschaft eingerichtet hatten, nun endlich seinem neuen Bewohner übergeben. Ludowika und Harald hatten seit der 28. Woche gewusst, dass sie ein Mädchen bekommen würden, deshalb hatten sie dies schon in Mädchenfarben eingerichtet.

Da Harald seinen Jahresurlaub extra für die Zeit nach der Geburt aufgehoben hatte, war er nun vier Wochen am Stück zu Hause und konnte die erste Zeit mit seiner Tochter hautnah erleben.

Und unterstützte auch hier seine Frau, wo es nur ging.

 

Die Sommernachtsbucht wuchs und gedieh prächtig!