Teil 3 im Hause Red/Sammel

Sepp brachte seine Ricarda dann tatsächlich zum Arzt, doch zum Falschen. Denn sie hatte sich keineswegs den Magen verdorben. Sie war schwanger!

 

Sepp brach sofort in Jubel aus, als er die Nachricht hörte. Ein Kind! War das nicht wunderbar? Ricarda machte sich zuerst Sorgen wegen ihrer Karriere, und diese Sorgen trübten anfangs die Freude. Doch als Sepp und auch andere ihr Beispiele von Berühmtheiten sagten, die ebenfalls während ihrer Karriere Kinder zur Welt gebracht hatten und danach genauso erfolgreich geblieben waren, entspannte sie sich ein wenig. Und als sie eines Tages im Bad die ersten, zarten Tritte ihres Kindes im Bauch spürte, waren alle Zweifel vergessen. Sie würde tatsächlich Mutter werden!

Auf Ludowikas Party erzählte Ricarda ihrer besten Freundin von ihrer Schwangerschaft, und auch diese freute sich sehr.

"Vielleicht bekommt ihr ja auch ein Mädchen wie wir! Dann könnten die beiden Mäuse zusammen spielen!", frohlockte Ludowika schon. Ludowika und Harald waren erst vor kurzem Eltern der Tochter Melissa geworden. Der Altersunterschied wäre also tatsächlich nicht groß.

Sepp bereitete sich umfassend auf die Geburt und die erste Zeit danach vor, indem er ein Buch nach dem anderen verschlang.

"Sag` mal Schatz, wieviele Schwangerschaftsbücher hast du jetzt schon gelesen? 50?", fragte Ricarda belustigt, als er auch an diesem Abend mit einem dicken Schmöker in der Hand auf der Couch saß.

"Nein, soviele noch nicht. Aber wir müssen auf alles vorbereitet sein! Was, wenn unser Kind nachts mal aufwacht und schreit, es keine vollen Windeln hat, der Bauch voll ist und auch sonst alles gut ist? Was sollen wir dann machen? Ich muss Bescheid wissen, sonst bin ich nicht beruhigt", meinte Sepp überzeugt. Ricarda schmunzelte.

"Hast du schon einmal etwas von Instinkt gehört?", fragte sie.

"Auf sowas kann man sich nicht verlassen!", sagte er und las weiter.

"Natürlich kann man!", sagte sie und nahm ihm das Buch weg. "Ohne meinen Instinkt wäre ich wohl über die erste Rolle nicht hinausgekommen"

"Aber... bitte, lasse mich den Absatz noch fertig lesen! Das war gerade interessant!"

"Sepp, ich bitte dich! Das, was wir wissen müssen, wissen wir doch schon. Wir besuchen den Vorbereitungskurs, mein Frauenarzt hat mit uns eine kleine Ewigkeit geredet, was man beachten muss und lassen sollte. Du hast schon soviel gelesen, du machst dich nur verrückt! Jetzt entspanne dich doch mal! Du wirst Vater, und ich bin überzeugt, dass du der beste Vater wirst, den sich ein Kind wünschen kann", versuchte sie ihn zu beruhigen. Und endlich schien es zu wirken.

"Meinst du? Bisher habe ich mich aber so oft richtig tollpatschig verhalten, dass ich wirklich Angst habe, einen Fehler zu machen", gestand er unsicher. Was war ihm in seinem Leben nicht schon alles passiert! Kein Fettnäpfchen, dass er ausgelassen hätte!

"Du hast aber auch schon viel Großartiges gemacht! Deine Bücher sind fantastisch, die regelmäßig auf Platz 1 der Bestsellerliste kommen, du bist so ausgeglichen, so ruhig und liebevoll. Man kann alles mit dir reden, du gibst mir Mut wann immer ich ihn brauche, du...". Sie stockte und sah ihn nur an. Sie hätte noch ewig weiterreden können, denn es gab soviel, was sie an ihm mochte. Doch stattdessen gab sie ihm einfach einen Kuss.

Die Kinderzimmerfrage hatte sie eine Weile beschäftigt, denn das Haus hatte eigentlich kein freies Zimmer. Bis Sepp die Idee hatte, seine Erfinderwerkbank in den Schuppen zu stellen. So wurde das Zimmer kurzerhand umfunktioniert. Und so begannen sie, die Möbel, Stofftiere und Kleidung für ihr Kind zu kaufen. Da sie nicht wussten, was für ein Geschlecht das Kind hatte, musste es noch ziemlich neutral bleiben.

Sepp verwöhnte seine Frau, wo es nur ging. Und natürlich freute es ihn jedesmal, wenn er einen Tritt seines Kindes spürte. Doch meistens war es so, dass das Kind ganz ruhig wurde, sobald seine Hand auf dem Bauch lag.

"Nun komm` schon, Kleines", flüsterte er, "Trete doch noch mal! Ich will dich auch spüren!". Sie warteten geduldig, doch das Kind rührte sich nicht mehr. Ricarda schmunzelte:

"Du hast eben schon jetzt eine beruhigende Wirkung auf unser Würmchen. Das kann ich sehr gut verstehen", meinte Ricarda und dachte daran, wie er in ihr Leben diese wunderbare Ruhe gebracht hatte.

"Gegen eine beruhigende Wirkung habe ich ja nichts, nach der Geburt jederzeit! Aber doch nicht jetzt!", jammerte Sepp und wartete noch einen Moment, doch das Kind war wohl wieder selig eingeschlummert.

 

Eine andere Sache wurde nun ebenfalls noch kurz vor der Geburt realisiert: Die beiden hatten sich natürlich Gedanken gemacht, wie es mit der Betreuung des Kindes aussehen sollte, vor allem dann, wenn Ricarda Filmdrehs im Ausland hatte und Sepp gerade dann ein neues Buch vorstellte. Sie waren sich einig gewesen, dass man dem Kind den Stress von großen Reisen nicht so bald zumuten konnte.

 

Es wäre das einfachste, eine Person im Haus zu haben, an die sich das Kind gewöhnen konnte und der sie voll und ganz vertrauen konnten. Ein Butler war die Lösung, also wurde flugs eine kleine Kammer für den neu eingestellten Butler angebaut.

Das Zimmer war zwar klein, doch sie hofften, dass sich ihre neue Hilfe trotzdem wohl fühlen würde. Die Grundausstattung war von ihnen bereitgestellt worden, die persönlichen Dinge würde der Butler dann einfach mitbringen.

Und wie wenn es genau wusste, dass nun alles bereit war, bahnte sich das Kind an einem frühen Abend seinen Weg hinaus. Ricarda veratmete die Wehen, wie sie es gelernt hatte und der Butler war hoffentlich in anderen Bereichen hilfreicher als hier.

Doch auch Sepp war restlos überfordert.

"Oh Gott, Ricarda! Was soll ich nur tun? Ich weiß gar nichts mehr! Gar nichts mehr!", sagte er so gequält, dass man meinen konnte, dass nicht Ricarda, sondern er mit Geburtswehen zu kämpfen hatte.

"Wie - wäre - es", keuchte Ricarda in einer Wehenpause, "wenn - du.... aaaah!". Wieder wurde sie von Wehen geplagt.

"Ricarda! Was kann ich tun?", fragte Sepp

"Krank - en - haus!", sagte Ricarda nur, und endlich erwachten wieder Sepps Lebensgeister. Flugs zog er seine Frau zu seiner grünen Kiste, setzte sie hinein und fuhr los.

Der Tag verabschiedete sich in seinen schönsten Farben, als Ricarda und Sepp zum Krankenhaus fuhren.

 Sie eilten, so schnell es in Ricardas Zustand möglich war, zum Krankenhaus. Sepp gingen in diesem Moment die verschiedensten Dinge durch den Kopf, so durcheinander war er.

Doch vor der Türe hielt Sepp plötzlich an.

"Ricarda! Warte mal!", sagte er und wusste selbst, wie doof das im Moment war. Doch er konnte nicht anders.

"Was ist los? Ich kann nicht lange - ", wieder atmete sie tief in den Bauch.

"Es ist nur - ich kann da jetzt nicht mit rein", sagte er beschämt. Aber er schaffte das einfach nicht, das wusste er. "Ich glaube, sobald ich im Kreißsaal bin, kippe ich um"

"Blödsinn! Bitte, komme mit! Ich brauche dich jetzt!", sagte Ricarda bittend. Die Zeit rannte davon!

"Ich wäre keine große Hilfe, ich sehe es ja schon jetzt! Bitte, ich warte vor der Tür, ja?", sagte er flehend. Sie hatten keine Zeit zu diskutieren! Und er wollte sie in guten Händen wissen. Auch Ricarda wusste, dass die Zeit drängte, also lenkte sie schnell ein.

"In Ordnung, aber ich muss wissen, dass du da bist, ja?"

"Ja, ich bin natürlich da!", sagte er und so ging Ricarda alleine auf die Geburtsstation des Krankenhauses. Wofür er sich dann einfach schämte.

Was für ein Versager war er eigentlich? Andere Väter begleiteten ihre Frauen in diesen harten Stunden, und er ließ Ricarda allein! Sollte er vielleicht doch noch hinein? Aber wo war sie? Er konnte ja schlecht an jedem Kreißsaal klopfen und schauen, ob sie darin lag! Man würde ihn vermutlich schon gar nicht so weit kommen lassen. Sollte er jemanden fragen? Das wäre doch die Lösung!

 

Sepp war schon drauf und dran, doch noch in das Krankenhaus zu gehen, als ihm diese Entscheidung abgenommen wurde.

Denn Ricarda kam schon mit einem Baby im Arm aus dem Krankenhaus marschiert. Einem Baby in einer rosa Decke - seiner Tochter! Er konnte sich an diesem kleinen Wesen nicht satt sehen. Da sie sich schon im Vorfeld auf die Namen geeinigt hatten, konnte er seine Tochter sofort mit Namen begrüßen.

"Hallo, Tamara!", sagte er und streichelte ihr zart über die Wange, bevor er seiner Frau einen innigen Kuss gab. "Es tut mir leid, dass ich vorhin nicht mitkonnte. Ich war gerade dabei, ins Krankenhaus zu gehen und mich zu dir bringen zu lassen", entschuldigte er sich. Doch Ricarda schüttelte den Kopf.

"Du brauchst dich nicht entschuldigen. Ja, ich hätte dich gerne dabei gehabt, aber ich würde dich nie zwingen, da wäre keinem geholfen. Komm`, lass uns nach Hause fahren"

 

 

 

eine kleine Anmerkung von mir: Bis jetzt habe ich noch niemals das Geschlecht eines Babys in der Sommernachtsbucht beeinflusst und achte auch darauf, dass die Schwangeren nicht aus Versehen einen Apfel oder eine Melone naschen können. Das heißt, Melissa van Luckner und Tamara Red sind unbeeinflusst Mädchen geworden.